Das Ehepaar Artur (geb. 1904) und Sara (geb. 1905) Kant besaß in der Lofererstraße in Saalfelden ein Manufaktur- und Modewarengeschäft. Sie führten den Betrieb gemeinsam mit ihrer Angestellten Herta Briglauer (später Hruby).
Aus einem Schreiben an die „Vermögensverkehrsstelle“ vom Mai 1938 geht hervor, dass Artur Kant ein Gesuch zwecks Veräußerung des Geschäftes vorlegte. Den Akten zufolge sollte das Geschäft an Herta Briglauer verkauft werden. Diesem Gesuch wurde nicht stattgegeben.

Der Gauwirtschaftsberater setzte stattdessen den Lodenfabrikanten Georg Höttl als kommissarischen Verwalter ein. Der Wert des Warenlagers wurde nach der Inventuraufnahme mit ca. 12.000 RM beziffert, die Geschäftseinrichtung mit 1.500 RM, der Kassastand betrug 9.000 RM. Höttl beschlagnahmte das Geld sofort. Auf Anfrage bewilligte der Staatskommissar in der Privatwirtschaft in einem mit 24. Oktober 1938 datierten Brief, den bisherigen Eigentümern bis zu 300,- RM monatlich für deren Lebensunterhalt auszubezahlen. Für die Ausreise wurden bis zu 4000,- RM „genehmigt“. Abgesehen von diesen Zahlen beinhaltet der Brief noch die Aufforderung: „Sollte der Jude im Geschäft hinderlich sein, dann entfernen sie ihn ganz einfach.“

Der Staatskommissar ermutigte Georg Höttl außerdem dazu, dass sein Neffe Hans Aschböck trotz des schon eingereichten Kaufvertrages zwischen dem Ehepaar Kant und Herta Briglauer einen Antrag auf „Arisierung“ bei der Vermögensverkehrsstelle einreichen solle.
Artur Kant wurde wenige Tage später im Zuge des Novemberpogroms ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Am 12. November 1938 verbot der kommissarische Verwalter Sara Kant, das Geschäft weiterhin zu betreten.

Den Zuschlag für die „Arisierung“ erhielt schließlich Hans Aschböck. Das Geschäft war ab Ende November 1938 gesperrt und wurde erst wieder am 1. Februar 1939 eröffnet.

Dem Ehepaar Kant gelang in zeitlichem Abstand zueinander die Flucht nach Palästina, wo beide sehr früh verstarben. Sie wurde nie für die Arisierung ihres Betriebes entschädigt.
Der ursprünglich gehegte Plan einer Übergabe des Geschäftes an Herta Hruby gelang verspätet schließlich doch noch. Im Mai 1946 bewilligte die Gemeinde ihr Ansuchen um Verleihung des Gemischtwarenhandels-Gewerbes und Übernahme des Geschäftes.

Herta Hruby und Sara Kant blieben in Kontakt – so schickte Hruby zwischen 1946 und 1956 regelmäßig Briefmarken im Wert von insgesamt 30.000-35.000,- S für das von ihr übernommene Geschäft nach Israel.

Titelfoto: Alexander Neunherz
Text: Sabine Aschauer-Smolik

Quellen: 
Landesarchiv Salzburg, „Arisierungen“, Karton 090, Ar 117/45/183; Karton 001; Karton 102. 
Lichtblau, Albert: „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Salzburg. Wien, 
2004, S. 46.