Am 13. Mai 1905 wurde im „Salzburger Volksblatt“ die Ausschreibung der Baumeister-Arbeiten für den Neubau der Volks- und Bürgerschule in der Almer Straße 4 veröffentlicht. Dabei wurden auch italienische Fremdarbeiter für die Baumaßnahmen eingesetzt.

Die Bauindustrie hätte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den großen wirtschaftlichen Aufschwung nicht ohne die Arbeitskräfte aus den italienischen und slawischen Regionen des Kaiserreiches bewältigen können. Allerdings waren zahlreiche dieser auswärtigen Arbeitskräfte gezwungen, unter entwürdigenden Bedingungen zu schuften.

Jakob Prähauser, erster sozialdemokratischer Landesparteisekretär in Salzburg und Redakteur bei der „Salzburger Wacht“, prangerte wiederholt diese Missstände an und wurde daraufhin von Jakob Ceconi, Stadtbaumeister und Architekt, wegen Ehrenbeleidigung verklagt und zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt.

Wie angespannt die Situation insgesamt war, zeigte ein Artikel des „Salzburger Volksblattes“ von Anfang Jänner 1902. Demnach trafen sich sozialdemokratische und christlich-soziale Arbeiter:innen zu einer öffentlichen Versammlung

„um die in Salzburg herrschenden Missstände-, hervorgerufen durch die Aufnahme italienischer Arbeiter in oft ganz ungesetzlicher Weise, weil dieselben verpflichtet werden, vertragsmäßig länger zu arbeiten, als es das Gesetz erlaubt, und die Auszahlung eine derartige ist, dass auch die hiesigen Geschäftsleute empfindlich geschädigt werden, zur Sprache zu bringen und durch geeignete Maßregeln diese Auswüchse abzustellen“ [1].

Dabei wurde betont, dass „sich der Kampf nicht gegen die Italiener als Nation richte, sondern dagegen, dass dieselben durch ihre billige Arbeitskraft den einheimischen Arbeitern das Brot vom Munde wegnehmen“ [2]. Baumeister Ceconi wurde auch bei diesem Treffen vorgehalten, die gesetzliche Arbeitszeit von 11 Stunden pro Tag nicht einzuhalten und den italienischen Bauarbeitern kaum mehr als 40 Prozent der ortsüblichen Löhne auszuzahlen. [3]

Zur Schule und zum Gebäude selbst: Die Bürgerschule wurde am 17. September 1906 eröffnet. Zuvor wurde im Juni verkündet, dass die Direktorenstelle dem Fachlehrer und Volkskundler Sebastian Greiderer (* 11. Jänner 1862 in Sierning, † 5. Dezember 1928 in Hallein) übertragen werde [4]. Greiderer wurde dann im Sommer 1912 nach Hallein versetzt und zuvor vom Bezirksschulrat Zell am See für sein Wirken in Saalfelden geehrt [5]. Das Gebäude der heutigen Mittelschule zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in Saalfelden.

Titelfoto: Alexander Neunherz
Text: Alexander Neunherz

Quellen:
[1] Salzburger Volksblatt (1902). Christlichsoziale und sozialdemokratische Arbeiter, 7. Jänner 1902, Seite 4 (ANNO/Österreichische Nationalbibliothek).
[2] ebda.
[3] ebda.
[4] Der Volksfreund (1906). Vom Lehrstande, 30. Juni 1906, Seite 2 (ANNO/Österreichische Nationalbibliothek).
[5] Salzburger Volksblatt (1912). Ehrung eines Schulmannes, 1. August 1912, Seite 5 (ANNO/Österreichische Nationalbibliothek).