Das Projekt „Demokratie und Diktatur: Gefährliche Gleichsetzungen und Umdeutungen im Kontext gegenwärtiger Polarisierung“ (finanziert 2023 durch die „Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung“ im Rahmen des Bildungszentrums Saalfelden) bestand aus drei Teilen. Einer davon war neben der Durchführung eines Seminars zu Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Region Pinzgau mit Fokus auf Begrifflichkeiten und deren historische Einordnung sowie der Präsentation der Lebensgeschichte Karl Reinthalers die Entwicklung eines „Historischen Stadtspazierganges“ zum Thema.

Die Motivation für das Wieder-Aufgreifen des Themas nach zwanzig Jahren ist in den gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre zu sehen. Im Zuge der gesellschaftlichen Polarisierung – sichtbar geworden durch die Covid-Pandemie – zeigte sich deutlich, dass Teile unserer Gesellschaft wenig Wissen um bzw. Reflexionsfähigkeit über die Realitäten während des Nationalsozialismus in unserem Land haben. Nur so ist zu erklären, dass Worte wie „Diktatur“, „Faschismus“ und „Widerstand“ in Bezug auf die Coronamaßnahmen der Regierung in den Mund genommen wurden und Symbole der Unterdrückung und Personen, die diese während des Nationalsozialismus erfahren mussten oder ermordet wurden, im Zuge von Demonstrationen und Posts in den „sozialen“ Medien missbraucht wurden. Mit diesem „Namedropping“ wurden die Diktatur des Nationalsozialismus und unsere heutige Demokratie gleichgesetzt, was nicht nur das Erinnern an den und die Gräuel des Nationalsozialismus relativiert, sondern auch unser Zusammenleben in einer Demokratie untergräbt und unser Gesellschaftssystem als solches beschädigt und gefährdet. Aus unserer Sicht müssen die Lehren aus der Ära des Nationalsozialismus, des Antisemitismus und Rassismus und die Tatsache, dass der Widerstand von Menschen dagegen ein wichtiges Fundament unserer Demokratie ist, wieder in den Fokus genommen werden. Menschen, Symbole und Begrifflichkeiten müssen der Umdeutung entzogen und wieder in ihren Ursprüngen bzw. korrekten Kontexten rückverortet werden. Der Stadtspaziergang soll dazu einen Beitrag leisten.

Die Stationen des Stadtspazierganges stehen unter diesem Gesichtspunkt. Das Bildungszentrum Saalfelden bedankt sich für die inhaltliche Gestaltung bei Alexander Neunherz, Ernst Trybula und Sabine Aschauer-Smolik. Das bereits vorhandene Material wurde gemeinsam gesichtet und aus dem jeweiligen Fundus ergänzt, Lücken durch Recherchearbeit gefüllt. Den Aufbau der Homepage gestaltete Alexander Neunherz.